288
Die deutschen Kolonien unter Kaiser Wilhelm Ii.
breite und 7100 qkm umfassende Zone als neutral erklärt worden ist,
innerhalb welcher die chinesische Regierung keine Anordnung ohne die vorherige
Zustimmung Deutschlands treffen darf. Wenn irgend ein Punkt an der chinesischen
Küste durch Bau von Eisenbahnen, Ausbeutung von Minen und Förderung
des ^Handels für die deutschen Interessen von Bedeutung ist, so ist es
Kiautschou, weil mau von dort aus einen ganz neuen und stark bevölkerten
Teil Chinas erschließen und auch ans weiteren Gebieten den Verkehr dort-
hin lenken kaun. Von höchster Wichtigkeit aber ist es, daß Deutschland
nun gleich andern Mächten einen Stützpunkt für Handel und Schiffahrt in
den chinesischen Gewässern besitzt.
Fig 70. In der Postagentur zu Lome im Togo land.
Dieser wertvollen Erwerbung, welche die lebhafteste Zustimmung des
deutschen Volkes fand, schloß sich schon im Jahre 1899 ein neuer kolonialer
Erfolg au. Bereits im Jahre 1885 hatte Deutschland Ansprüche auf die im
Stillen Ocean liegenden Karolineninseln erhoben, denen indessen Spanien
ältere Anrechte entgegensetzte. Damals wurde diese Inselgruppe durch den
Schiedsspruch des Papstes Spanien zugesprochen. Nachdem nun diese Macht
durch einen unglücklichen Krieg mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika
den größten und wichtigsten Teil ihres Kolonialbesitzes verloren hatte, hielt
die deutsche Regierung den Augenblick für gekommen, die Karolinen, die für
Spanien wertlos geworden waren, käuflich zu erwerben. Der Kaufpreis von
17 Millionen Mark wurde ohne Zögern vom deutschen Reichstag bewilligt,
und so kann sich Deutschland des Besitzes günstiger Häfen und wichtiger
Stützpunkte im Großen Ocean erfreuen; ja dieser mäßige Gebietszuwachs ist
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Chinas Deutschland Togo Deutschland Spanien Spanien Nordamerika Spanien Deutschland
428
Die deutsch Flotte.
lassen, daß aber die Bereitstellung einer tüchtigen Kriegsflotte neben
Geld auch Zeit erfordert. Da die in der Hast geschaffene Reichs-
flotte weder Kriegs- noch lebensfähig war, so mußte der Bundestag
ihre Auflösung beschließen. Einige Schiffe fanden Käufer; Preußen
übernahm zwei Fahrzeuge, und der Rest der Schiffe mußte öffent-
lich versteigert werden.
Nachdem die deutsche Reichsflotte ein so klägliches Ende ge-
nommen hatte, beauftragte König Friedrich 'Wilhelm Iv. von
Preußen den Prinzen Adalbert, zur Verteidigung der Ostseeküste
geeignete Schritte zu tun. Es wurde beschlossen, eine preußische
Küstenflottille zu bilden, die im Kriege auch der Verteidigung des
ganzen Reiches zu gute kommen sollte. Auch erwarb der König
zur Anlage eines Kriegshafens von Oldenburg den Jadebusen. Seit-
dem wuchs die preußische Marine langsam, aber stetig an. Allein
auch i. J. 1864 vermochte sie nicht der dänischen Flotte wirksamen
Widerstand zu leisten, so daß von letzterer die preußischen Ostsee-
küsten blockiert wurden.
Die Verfassung des Norddeutschen Bundes schuf eine
Bundes-Kriegsmarine unter dem Oberbefehl des Königs von
Preußen, und am 1. Oktober 1867 wurde an Stelle der alten
preußischen Flagge die neue, jetzt noch gültige Kriegsflagge gehißt.
Auf die Marine konnten jetzt größere Geldmittel verwandt werden,
und ganz besonders wichtig für ihre Entwickelung war es, daß
Preußen seit 1866 im Besitze des Kieler Hafens war, und daß nach
fleißiger, zäher Arbeit der Kriegshafen an der Jade eröffnet wurde.
König Wilhelm taufte den Platz am 17. Juni 186g „Wilhelmshaven“.
Trotzdem war die junge Flotte im deutsch-französischen Kriege
nicht im stände, die Blockade unserer Küsten zu verhindern. Der
Seeverkehr war völlig abgeschnitten; unsere Handelsflotte war ge-
lähmt, und viele Handelsschiffe wurden von feindlichen Kreuzern
als Prisen aufgebracht. Daß die feindliche Flotte unsere Küste nicht
angriff, kann nur dadurch erklärt werden, daß der Landkrieg schon
kurz nach der Kriegserklärung eine für Deutschland erstaunlich
günstige Wendung nahm. Aus den in diesem siegreichen Kriege
gemachten Erfahrungen hat sich ergeben, daß Deutschland eine
starke Angriffs flotte braucht, die den Feind von der Küste
zu vertreiben vermag.
2. Zu den wichtigsten Aufgaben, welche das neue Deutsche
Reich zu lösen hatte, gehörte daher der Ausbau einer Reichs-
Kriegsflotte, welche mit dem Landheere vereint ihren vor-
nehmsten Zweck, den Schutz des deutschen Landes gegen die An-
griffe feindlicher Mächte, erfüllen konnte.
Neben der Landesverteidigung fällt der Kriegsflotte der Schutz
des Handels und der vom Handel bewegten landwirtschaftlichen und
industriellen Güter zu (s. Nr. 126, 12g). Gar mannigfaltig sind unsere
Beziehungen zu fremden Ländern; zahlreiche Produkte und Lebens-
rnittel, welche der heimische Boden gar nicht oder in nicht ge-
nügender Menge hervorbringt, beziehen wir vom Auslande, welches
von uns wiederum mit Produkten unseres Landes, mit Werkzeugen
und Maschinen versehen wird. Neben Kaffee, Petroleum, Gewürzen,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_'Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Oldenburg Deutschland Deutschland
130
Kaum ist das Werk vollendet, entstehen neue Kämpfe, diesmal
im Innern?)
Den politischen Kämpfen folgen wirtschaftliche. Bismarck er-
kennt, daß der deutsche Arbeiter, Kaufmann und Lauer durch den
bisherigen Freihandel wirtschaftlich bedroht wird. l879 geht
er zum Schutz der vaterländischen Arbeit durch Zölle über.
Die deutsche Industrie und der deutsche Handel wachsen ins Riesen-
hafte. An der Spitze des Reichs steht der ehrwürdige hohen-
zoller. Er gehört dem herrscherhause an, das durch weises Ver-
ständnis für die Bedürfnisse des deutschen Volks in drei Jahrhun-
derten für des Reiches Zortschritt gearbeitet hat. Neidlos tritt
er schützend neben die Geisteshelden, die ihm dienen. Er krönt
sein Lebenswerk durch die soziale Gesetzgebung.
Aber Professor Ulbricht ging weiter. Es kam ihm sehr darauf an,
der gewerblichen Jugend Verständnis für die großen Aufgaben
der Zukunft zu wecken, damit sie nicht urteilslos auf die Darstel-
lungen der Zeitungen angewiesen sei, die die Erscheinungen des
Eages ja oft durch die gefärbte Parteibrille betrachten.
Er schilderte, wie es 1877—78 zum Kriege zwischen der
Türkei und Rußland kam, in dem sich, wie einst im Krim- und
später im japanischen Kriege zeigte, daß tiefgehende Unredlichkeit
im Staatsbetriebe in der prüfungsstunde zum beschämenden
Zusammenbruch führt. Den damals drohenden Weltkrieg verhinderte
Bismarck durch den Berliner Kongreß.
Rußland glaubte sich benachteiligt und suchte die Freundschaft
Zrankreichs. Oer dadurch für Deutschland heraufziehenden Gefahr
begegnete Bismarck damit, daß er 1879 das Schutzbündnis mit
Gsterreich-Ungarn schloß, dem 1883 Italien beitrat. Dieser Bund,
der Dreibund, hat uns den Frieden erhalten, obwohl Zrank-
reich sich mit Rußland zum Z w e i b u n d einigte und später
England sich diesen beiden Wächten zu einem Einverständnis (En-
tente) näherte. Oie Achtung vor der Kriegsmacht des Drei-
bundes, namentlich Deutschlands, schützt den Frieden Europas.
So ist Deutschland in die w e l t p o l i t i k eingetreten.
hier kann der Lehrer nach der Zeit, die ihm zur Verfügung steht,
den Nampf mit vom und mit der Sozialdemokratie behandeln.
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Extrahierte Personennamen: Bismarck Bismarck
Extrahierte Ortsnamen: Türkei Deutschland Italien England Deutschlands Europas Deutschland
128
Professor Ulbricht zeigte, wie Frankreichs Minister Thiers
die Blicke seines Volkes auf die Rheingrenze lenkte. Dadurch er-
wachte ein anderer Gedanke unter den Deutschen. Sie sangen:
„Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein" und dachten
nicht mehr an ein Aufgehen in der ganzen Menschheit. Man
widmete sich den Bedürfnissen des deutschen Volkes.
Ganz allmählich ist ein gewaltiger Umschwung
im Wirtschaftsleben eingetreten, der fortan dem Leben der Völker
die Richtung vorschreibt. Die Dampfmaschine und die
Eisenbahn machen in allen Ländern aus vielen Meistern
Fabrikbesitzer und aus Millionen von Gesellen Fabrik-
arbeiter. Diese versuchen sich selbst zu helfen. Der Franzose
proudhon fragt: „was ist Eigentum?" und antwortet: „Eigentum
ist Diebstahl." Diese neue Partei stürzt 1848 den französischen
Rönigsthron und richtet eine Republik ein.
wie ein Blitz schlägt diese Runde in die Völker Europas ein,
die fast alle unter dem Banne Metternichs stehen, der allem F ort-
schrittwiderstrebt. Er wird jubelnd gestürzt. Wien
und Berlin sehen Tage blutigen Aufstandes.
Das deutsche Volk erlebt etwas herrliches: das Reich
soll wiedererstehen, ein Rais er an seine Spitze treten! Doch
der Erwählte, der Rönig Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen,
nimmt die Rrone nicht an, sie ward ihm nicht auch von den Fürsten
angeboten. Deutschlands Hoffnung zerrinnt. Schlimmes geschieht.
Die erste deutsche Flotte, zum Rampfe gegen die
dänischen Bedrücker Schleswig-Holsteins gerüstet, wird versteigert,
nachdem sich fast 40 Millionen Deutsche vor 2 Millionen Dänen
gebeugt haben. Der alte, rückschrittliche Bundestag
lenkt wieder Deutschlands Geschicke von Frankfurt a. M. aus.
Doch der Mann, dem Deutschlands Einigung zu danken
ist, ist schon am Werke: Bismarck!
wie horchten die jungen Männer auf im nächsten Vortrag!
Napoleon Iii. war das Thema. Seine Entwicklung, seine Pläne,
seine Mittel, sein Ziel ist erreicht: er ist Raiser der Franzosen. Da
greift Bismarck in die Weltgeschichte ein. Preußen rettet Rußland
vor völligem Zusammenbruch im Rrimkrieg 1854—56, der den
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Extrahierte Personennamen: Thiers Friedrich_Wilhelm_Iv Friedrich Wilhelm Napoleon Raiser
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Rheingrenze Rhein" Europas Metternichs Wien Berlin Deutschlands Schleswig-Holsteins Deutschlands Frankfurt_a._M. Deutschlands Rrimkrieg
129
Zaren von der ersten Stelle in Europa vertreibt und Napoleon Iii.
dahinstellt. Bismarck erleichtert Italien 1859 die Einigung
und erlöst Preußen allmählich aus der ö st e r r e i ch i s ch e n
Abhängigkeit. Zn Rußland vertieft er als Gesandter die
Zuneigung des Zaren für Preußen. Er durchschaut darauf in p a r i s
die Lage Napoleons. Wilhelm I. wird 1861 Nönig von
Preußen, er, der sein ganzes Leben lang an der v e r b e s s e -
rung des Heeres gearbeitet hat, des Werkzeugs der Einigung
und Größe Deutschlands.
Oer Herrscher wird von seinem Volke nicht verstanden. Dreimal
schickt er den widerstrebenden Landtag heim. Schon will er ver-
zweifelt abdanken, da tritt, von ihm berufen, Bismarck
an seine Seite. Der Meister zerbrach „die Form mit weiser Hand
zu rechter Zeit". Oie Heeresreform wird ohne Be-
willigung des Landtags durchgeführt.
Bismarck zwingt D st erreich 1865 und 1864, mit ihm
Schleswig-Holstein dem deutschen Volke zurückzugewinnen.
Dann geht er daran, das Sehnen der Nation nach Einigkeit
zu verwirklichen. Zm Hinblick auf die Zukunft werden die Gegner
von 1866 als zu gewinnende Freunde geschont. Als Vorstufe
des Reichs erscheint der Norddeutsche Bund 1866—1871.
Die fortschrittliche Gesetzgebung gewinnt ihm
das vertrauen ganz Deutschlands, das sich verbündet.
Zu ganz anderer Entwicklung wird Krankreich unter Napo-
leon Hi. gedrängt. Oie Hilfe, die die N i r ch e Napoleon in der
Erhaltung des angemaßten Thrones geleistet hat, zwingt ihn zu
G e g e n d i e n st e n. Oie Furcht vor den Radikalen und der
durch Preußens Siege verletzte Ehrgeiz des französischen Volkes
treiben den Raiser wider seinen Willen in den R r i e g mit
Preußen, den er ohne Bundesgenossen gegen das geeinte
Deutschland führen muß, wobei er den T h r o n verliert.
Nach unerhörten Anstrengungen und Erfolgen ist das deutsche
Volk geeint. Zm Schlosse zu Versailles rufen Deutschlands Fürsten
und Völker Wilhelm I. als erblichen Rais er aus am
18. Januar 1871.
Oie Verträge des Bundesstaats werden schon während des Rriegs
geschlossen. Die Verfassung des Reichs wird unter der geistgewal-
tigen Führung des großen Staatsmannes geschaffen.
Meister Bindewald als Bürger. Gewerbl. Uusg. f. Preußen. 9
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Bismarck Napoleons Wilhelm_I. Bismarck Napoleon Raiser Völker_Wilhelm_I. Wilhelm_I. Bindewald
Extrahierte Ortsnamen: Europa Italien Napoleons Deutschlands Schleswig-Holstein Deutschlands Deutschland Deutschlands
131
Seit drei Jahrhunderten hatten namentlich die Westmächte
sich weite außereuropäische Länder angeeignet. So beherrscht
England 33 Millionen Geviertkilometer,
Rußland 20 „ „
Frankreich 11 „ „
ver. Staat. 9%
und Deutschland hatte nichts.
Weshalb griffen in die Zukunft schauende Lenker anderer
Länder zu solchem Besitze? Reiche Schätze auf der Erde, reichere
i n der Erde fielen ihnen damit zu. Rber auch eine andere Not-
wendigkeit trieb sie zur Kolonisation: die wachsende Volks-
ziffer.
Da ist es Bismarcks letztes, großes Verdienst gewesen,
daß er seine mächtige Hand über die ersten deutschen Kolonien
hielt. Zwar sind es, gegen die 33 Millionen qkm der Engländer
nur 3, aber sie enthalten doch die Möglichkeit, wenigstens einem
Teile unserer überschüssigen Volkskraft Raum zu lohnender Tätig-
keit zu geben. Kaiser Wilhelm Ii., wieder ein hohenzoller, der
seine Zeit versteht, hat die deutsche Zlotte ausgebaut.
§ast unbemerkt für den einfachen Mann im Volke streben
die Zührer der großen Mächte nach etwas ganz Neuem in der
Geschichte der Menschheit: dem Zusammenschluß von Ländern zu
Weltwirtschaftsgebieten.
Das eine große Weltwirtschaftsgebiet wird England mit seinen
Kolonien bilden, die alles, aber auch rein alles bieten, was die künf-
tigen Millionen an Pflanzenstoffen, Herden und Erzschätzen bedürfen.
Rußland kann seine Bevölkerung auf seinem Besitze ver-
doppeln und alles Nötige selbst erzeugen.
Frankreich und seine Kolonialländer sind wirtschaftlich
auch unabhängig.
Vas vierte Weltwirtschaftsgebiet wird wahrscheinlich G e -
s a m t a m e r i k a werden, und Japan hofft, der Zührer
der ostasiatischen Welt zu werden.
Nur Deutschland steht — wie es scheint — solchen Zu-
kunftsaufgaben hilflos gegenüber.
Noch kann sich eine Völkergruppe zu einem Weltwirt-
schaftsgebiete einen, das sich von Hamburg über Wien und
9*
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Extrahierte Personennamen: Bismarcks Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Deutschland England Frankreich Japan Deutschland Hamburg Wien
260
14.802.000 kg, in Spanien 4,000,000 kg, in Grossbritannien
3.947.000 kg, in Frankreich 3,582,000 kg, in Belgien
2.085.000 kg, in Österreich-Uugarn 1,310,000 kg, in Russland
1.678.000 kg, in Schweden-Norwegen 1,430,000 kg. In der
Produktion von Bleierzen überragen Spanien und das deutsche
Reich bei weitem alle anderen europäischen Staaten. Blei wird
in der Rheinprovinz, den Regierungsbezirken Oppeln,
Wiesbaden, Hildesheim und Arnsberg, dem Harz,
Sachsen, in geringerem Masse auch in der Oberpfalz,
Lothringen und in dem Regierungsbezirk Minden gewonnen.
Die jährliche Produktion beträgt im Deutschen Reich 91,000,000
kg, in Spanien 130,000,000 kg, in Grossbritannien 49,190,000 kg,
in Frankreich 19,622,000 kg, in Österreich-Ungarn 11,652,000 kg,
in Italien 10,000,000 kg. Besonders wichtig ist in Deutschland
die Gewinnung von Zink, worin es ebenfalls alle anderen Staaten
Europas überragt. Zinkerze und Blockzink werden vorzüglich
in den preussischen Regierungsbezirken Oppeln, Arnsberg,
Aachen, Köln, Düsseldorf, Wiesbaden, Hildesheim
und in geringerem Grade im Königreich Sachsen gewonnen.
Preussen liefert die Hälfte alles für die Messingbereitung nötigen
Zinkes, welches in den Handel kommt, und es bildet dies einen
wichtigen Exportartikel. In der Zinngewinnung steht das deutsche
Reich nach Grossbritannien in zweiter Reihe. Die jährliche
Zinngewinnung aus dem sächsischen Erzgebirge beträgt
1.064.000 kg. Der Eisenbergbau nebst dem Hüttenbetriebe
hat im deutschen Reiche in den letzten 30 Jahren sowohl hin-
sichtlich der Vermehrung der Produktionsmassen, als auch in
Betreff der Qualität des Erzeugnisses ganz ausserordentliche
Fortschritte gemacht. Die Roheisenproduktion Deutschlands,
die im Jahre 1850 nur 270,000 Tonnen (die metrische Tonne
zu 1000 kg) betrug, ist heutzutage auf ungefähr 3 Millionen
Tonnen gestiegen, so dass das Deutsche Reich auch in der Ge-
winnung dieses so wichtigen Metalls unter den Staaten des
Festlandes die erste Stelle einnimmt. Es wird nur von England
übertreffen, welches jährlich 8^/2 Millionen Tonnen produziert,
während Frankreich 2,033,000 Tonnen, Belgien 624,700 Tonnen,
Österreich-Ungarn 600,000 Tonnen, Schweden 430,000 Tonnen,
Russland 423,000 Tonnen, Luxemburg 376,000 Tonnen jährlich
gewinnen. Die wichtigsten Eisenlager befinden sich in Preussen
in den Provinzen Rheinland, Westfalen, Schlesien und
Hessen-Nassau, in den Regierungsbezirken Hildesheim,
Osnabrück, Erfurt und Magdeburg. Einer der be-
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Extrahierte Ortsnamen: Spanien Grossbritannien Frankreich Belgien Österreich-Uugarn Russland Schweden-Norwegen Spanien Rheinprovinz Oppeln Wiesbaden Hildesheim Arnsberg Sachsen Oberpfalz Lothringen Deutschen_Reich Spanien Grossbritannien Frankreich Österreich-Ungarn Italien Deutschland Europas Oppeln Arnsberg Aachen Wiesbaden Hildesheim Königreich_Sachsen Grossbritannien Deutschlands Deutsche_Reich England Frankreich Belgien Schweden Russland Luxemburg Preussen Rheinland Westfalen Schlesien Hessen-Nassau Hildesheim Osnabrück Erfurt Magdeburg
481
Unterhandlungen wieder auf, und der Krieg wurde von Seiten
Österreichs, mit dem England und Russland ein Bündnis, die
zweite Koalition, geschlossen hatten, von neuem gegen Frank-
reich aufgenommen (1799). Siegreich drangen die Heere der
Verbündeten unter dem Erzherzog Karl und dem russischen
General Suwarow in Deutschland, in der Schweiz und in Italien
vor. Indessen war der General Bonaparte aus Ägypten
glücklich nach Frankreich zurückgekehrt und bewirkte dort im
Einverständnis mit einigen andern mit ihm verbundenen Män-
nern den Sturz der schwachen Direktorialregierung. Er selbst
kam jetzt an die Spitze der Gewalt, indem er zum ersten
Konsul der Republik erklärt wurde (1799). Jetzt änderte
sich bald die ganze Lage der Dinge. Bonaparte drang im fol-
genden Jahre in einem kühnen Zuge über die Alpen in Italien
ein und stellte durch einen Sieg bei Marengo über die Öster-
reicher (1800) das Übergewicht der französischen Waisen wieder
her. Nachdem bald darauf auch der französische General
Moreau in Süddeutschland bei Hohenlinden einen Sieg
über ein österreichisches Heer errungen hatte, sah sich der
Kaiser genötigt, für sich und das Reich den Frieden zu Lüne-
ville (1801) zu Schliessen, in welchem ausser den im Frieden
zu Campo Formio bereits festgestellten Gebietsveränderungen
vom deutschen Reiche das ganze linke Rheinufer an Frankreich
abgetreten werden musste. Eine Folge dieses Friedens war die
Auflösung des deutschen Reichs in seiner bisherigen Verfassung.
Denn die geistlichen Reichsstände (Erzbischöfe, Bischöfe u. a.)
verloren durch sogenannte Säkularisation, d. i. durch Auf-
hebung der weltlichen Gewalt der Geistlichen, und viele welt-
liche bisherige Reichsstände durch sogenannte Mediatisier-
ungen, d. i. durch Zuteilung unter andere Fürsten ihre Reichs-
unmittelbarkeit. Die Gebiete dieser vormaligen Reichs-
glieder kamen an andere Landesfürsten unter dem Namen von
Entschädigungen für Verluste, welche diese auf dem linken
Rheinufer durch Abtretungen an die französische Republik er-
litten hatten. Alles dieses wurde auf dem Reichstage zu Regens-
burg nach langen Verhandlungen durch den sogenannten Reichs-
deputationshauptschlufs (1803) festgestellt. — Von nun
an bestand das Kaiserreich der Deutschen nur noch dem
Namen nach und sollte bald ganz verschwinden.
74. Napoleon i., Kaiser der Franzosen.
Bald nach dem Lnneviller Frieden ließ sich Bonaparte
als Napoleon I. zum Kaiser der Franzosen (1804) und
Lesebuch f. gewerbl. Fortbildungsschulen. Zl
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl General_Suwarow Moreau Napoleon Napoleon_I.
Extrahierte Ortsnamen: England Russland Deutschland Italien Frankreich Italien Süddeutschland Frankreich
488
78. Der schleswig-holsteinische und der deutsche
Krieg 1866.
Das größte Hindernis zu einer engeren nationalen Einigung
der verschiedenen Glieder des deutschen Volks., lag in dem Miß-
stand. daß in Deutschland zwei Großmächte, Österreich und Preu-
ßen, deren Interessen und Bestrebungen oft einander entgegenstan-
den, sich gleichsam die Wagschale hielten, und keine der andern sich
unterordnen konnte. So wuchs die deutsche Einigungsfrage all-
mählich zu einer Machtsrage heran, die schließlich nur mit dem
Schwerte gelöst werden konnte. Preußens König Wilhelm I.
erkannte, daß Preußens Existenz und Wohlfahrt mit einer geach-
teten nationalen Stellung des deutschen Volkes unlöslich verbunden
sei. Deshalb entschied sich der König für eine thatkräftige Politik,
deren Ziel die Herstellung der nationalen Einigung Deutschlands
im Innern und einer geachteten Selbständigkeit nach außen sein
sollte. In dieser großen Aufgabe wurde der König durch einen
außerordentlichen Staatsmann, Otto von Bismarck, kräftigst
unterstützt, dem er seit 1862 die Leitung der Staatsgeschäfte an-
vertraute, und der selbst vor einem Bruche mit Österreich nicht
zurückschreckte, um das Ziel seiner nationalen Politik zu erreichen.
Ehe es jedoch hiezu kam, verbanden sich beide Großmächte für
kurze Zeit noch einmal zu einem gemeinsamen Waffengange
gegen Dänemark, das die bisher vergewaltigten deutschen Herzog-
tümer Schleswig-Holstein völlig einverleiben wollte. Die Frucht
ihres gemeinsamen Vorgehens und siegreichen Krieges (1863) war
die völlige Lostrennung Schleswig-Holsteins von Dänemark und
die Abtretung der Herzogtümer an Preußen und Österreich.
Der Streit über den Besitz und die Verwaltung der eroberten Her-
zogtümer gab die unmittelbare Veranlassung zum Kriege des
Jahres 1866, in welchem Preußen mit Italien und den kleineren
norddeutschen Staaten dem mit den süddeutschen Staaten und den
Königreichen Hannover, Sachsen, Kurfürstentum Hessen und Her-
zogtum Nassau verbündeten Österreich gegenüberstand. In einem
raschen Kriegs- und Siegeszug, welcher die preußischen Waffen nach
dem Treffen bei Nachod, Gitschin und der Hauptschlacht bei
Königgrätz bis in die Nähe von Wien führte, entfaltete Preußen
eine von seinen Gegnern nicht geahnte Kraft und nötigte
Österreich zum Frieden von Prag, nach dessen Bestimmungen
Österreich aus Deutschland schied und seine Zustimmung zur Bil-
dung eines norddeutschen Bundes unter der Leitung Preußens und
zur Einverleibung der Herzogtümer Schleswig-Holstein, des
Königsreichs Hannover, Kurfürstentums Hessen, Herzogtums
Nassau und der freien Stadt Frankfurt gab. Die süd-
deutschen Staaten, deren Truppen als Bundesarmee in den Treffen
bei Dermbach. Kissingen, Hammelburg und am Main nur geringeren
Anteil an dem Kriege gegen Preußen genommen, schlossen schnell
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Schleswig-Holstein Italien Hannover Sachsen Kurfürstentum_Hessen Nassau Wien Prag Deutschland Hannover Kurfürstentums_Hessen Frankfurt Dermbach Hammelburg Main
497
sich Friedrich Ii. abermals des dagegen protestierenden Herzogs
von Zweibrücken so energisch an, daß man in Wien die Sache
fallen ließ. Karl Theodor starb am 16. Februar 1799, und da in-
zwischen auch der Herzog Karl von Zweibrücken kinderlos gestorben
war, so wurde dessen Bruder Maximilian Iv. Joseph, Her-
zog von Pfalz-Zweibrücken, Kurfürst von Bayern und der Pfalz.
84. König Max Josef I.
Unter schwierigen Verhältnissen trat Maximilian Joseph
die Regierung an, da grosse Missbrauche und Unzukömmlich-
keiten der früheren Regierung zu heben waren. Sein Einzug
in München war ein Festtag. Den ersten Grafs erhielt er von
einem Brauer, der mit seiner breiten Hand die des Kurfürsten
ergriff und dabei rief: „No, Maxei, weil d’ nur da bist!“ Es
war der Ausdruck der Volksstimmung; denn leutselig, heiter
und liebenswürdig, war Max schon früher als Gast des verstor-
benen Kurfürsten den Münchenern lieb und wert geworden.
Die Leitung der inneren und äusseren Politik wurde dem auf-
geklärten Staatsmanne Grafen Montgelas übertragen. An-
fangs hielt Max Joseph, trotzdem er als ehemaliger französischer
Offizier Sympathie für Frankreich hegte, zu Österreich und wurde
in dessen Niederlage verwickelt. Erst als der Kaiser Franz beim
Wiederausbruch der Feindseligkeiten unbedingten Anschluss an
Österreich verlangte und eine neutrale Stellung Bayerns nicht
dulden wollte, als ferner dem Kurfürsten zur Kenntnis gelangte,
dass Österreich auf Erwerbung bayerischen Gebietes es abgesehen
habe, schloss er sich Frankreich an. Im Frieden zu Luneville
erhielt Bayern als Ersatz für die auf dem linken Ufer des Rheines
innegehabten Länder die Hochstifte Würzburg, Bamberg,
Augsburg, Freising, Passau, zahlreiche Abteien und
Reichsstädte. Diese Verbindung brachte später noch reicheren
Gewinn. Im Pressburger Frieden 1806 wurde Bayern durch
Tirol und Vorarlberg, die Reichsstadt Augsburg, das
Fürstentum Eichstädt vergröfsert und am 1. Januar 1806 zum
Königreich erhoben. Am 12. Juli 1806 errichtete Napoleon
mit 16 deutschen Fürsten den Rheinbund. Als Mitglied dieses
von Napoleon völlig beherrschten Bundes musste Bayern dem
französischen Eroberer seine Kriegsmacht zur Verfügung stellen,
und so kämpften die Bayern siegreich .bei Abensberg und
Eck müh 1 gegen Österreich, und im Verein mit den Verbün-
deten bei Landshut, Aspern und Wagram. Der Auf-
stand Tirols wurde mit Frankreichs Hilfe nach harten Kämpfen
unterdrückt, hierauf erhielt Bayern Salzburg, Berchtesgaden, das
Lesebuch f. gewerbl. Fortbildungsschulen. 32
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Karl_Theodor Karl Karl_von_Zweibrücken Karl Maximilian_Iv Maximilian Joseph Max Maximilian_Joseph Maximilian Max Max Max_Joseph Max Franz Franz Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Wien Bayern Pfalz Maxei Frankreich Frankreich Bamberg Augsburg Freising Vorarlberg Rheinbund Abensberg Aspern Frankreichs Berchtesgaden